Fach- und Praxisaustausch - Gesundheitsämter gegen Rassismus 
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Einladung 
In den letzten Monaten durften wir im Rahmen des Projektes Gesundheitsämter gegen Rassismus" bereits einige spannende Kontakte mit Mitarbeitenden aus den Gesundheitsämtern knüpfen. Ihr Wunsch war es, sich auch untereinander mehr auszutauschen und vernetzen. 

Deswegen möchten wir Sie gerne einladen zu einem Fach- und Praxisaustausch.  Bitte leiten Sie diese Einladung auch an interessierte Kolleg*innen weiter!

Gerne dürfen Sie zum Beispiel Fallbeispiele aus Ihrer eigenen Praxis mitbringen und diese in einer Gruppe Gleichgesinnter und einer Supervisorin besprechen. 

Begleitet wird das Gespräch durch: Dr. Julia Zielke, Universität Bielefeld; Jennifer Shobowale, Universität Bielefeld; zwei Awareness Begleitungen/Supervisoren von Pamoja Afrika e.V. Köln 

Ihr Name, Funktion und Gesundheitsamt
Ich melde mich an für... (mehr Informationen unten) *
Anmeldung
Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl, kann es sein, dass wir in Ihrer gewünschten Gruppe keinen Platz mehr haben. Um bestens planen zu können, dürfen Sie bei Interesse gerne auch eine 2. Wahl treffen (fügen Sie unten im Formular gerne eine kleine Notiz hinzu). Auch die Teilnahme an mehreren Veranstaltungen ist möglich (auch hier gerne eine kleine Notiz unten, bitte). 

Rahmen und Ablauf 

Wir glauben, dass ein Fach- und Praxisaustausch mit kleineren Gruppen am meisten Sinn macht. Deswegen begrenzen wir die Teilnehmeranzahl auf 15 Mitarbeitende aus Gesundheitsämtern. Angesetzt sind 2,5 Stunden und eins bis zwei Pausen. 

Der Austausch wird online über Zoom stattfinden (mit Ausnahme von FPA 4). 

Ablauf
Das Format wird locker strukturiert sein und wie folgt ablaufen: 
  • Vorstellungsrunde
  • Beschreibung von Fallbeispielen aus Ihrer Praxis (Kleingruppen und Diskussion)
  • Wo vermuten Sie Rassismus? Wie gehen Sie damit um? Was funktioniert? Was eher nicht? 
  • Was bräuchten Sie von Ihrem Gesundheitsamt und von der Politik, um sich besser in Ihrer Arbeit unterstützt zu fühlen?  
  • Netzwerken und nächste Schritte 
Teilnahmebestätigung und Freistellung
Am Ende des Fach- und Praxisaustauschs erhalten Sie eine Teilnahmebestätigung, ausgestellt von der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften. Auch dürfen Sie eine vertrauliche und kostenfreie Einzelsupervision nach dem Gespräch in Anspruch nehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber, ob Sie für den Zeitraum des Austausches im Rahmen einer Fortbildung z.B. freigestellt werden können.

Sicherheit
Während des Austauschs sind zwei unabhängige Awareness-Begleitungen in Zoom dabei, die z.B. bei Konflikten einlenken können und in einem separaten Break-out-Room für Unterstützung (z.B. bei Betroffenheit) zur Verfügung stehen. Falls belastende Gedanken oder Gefühle hochkommen, dann steht nach dem Fach- und Praxisaustausch eine Awareness-Begleitung ganz unabhängig vom Forschungsprojekt als Ansprechpartnerin zur Verfügung. 

Bitte beachten!

Die Inhalte, die während des Fach- und Praxisaustausch diskutiert werden, können für Forschungszwecke im Rahmen im Projekt "Gesundheitsämter gegen Rassismus" verwendet werden.  
Ihre Sicherheit und die Ihrer Klient*innen steht für uns an erster Stelle: Es sollen keine negativen Konsequenzen für Sie entstehen und Sie sollen frei sprechen können. So werden bei späteren Veröffentlichungen keine Rückschlüsse über einzelne Personen oder Gesundheitsämter möglich sein. Wir ersetzen Ihre Namen bei der Datenspeicherung z.B. gleich mit einem Pseudonym (z.B. MA_05 oder GA_Kleinstadt04). Personenbezogene Details werden im Zweifelsfall ausgelassen oder leicht abgeändert, so dass auch Fallbeispiele mit Klient*innen nicht mehr auf Einzelpersonen zurückgeführt werden können. 

Der Hauptraum des Zoom-Meetings wird mit Ihrem Einverständnis aufgezeichnet. Gespräche in Kleingruppen bzw. Break-Out Rooms bleiben ein "forschungs-freier Ort"; das heißt hier wird nichts aufgenommen oder "erforscht". So haben Sie selber Kontrolle, welche Inhalte, Sie später mit anderen und uns teilen möchten. 
 
Für diejenigen, die nicht an dem Austausch teilnehmen möchten, besteht auch die Möglichkeit, sich für ein individuelles Interview anzumelden, um persönliche Erfahrungen und Perspektiven ausführlicher zu teilen. Teilnehmende berichten, dass es Ihnen gut tat, in einem urteilsfreien Raum und in Ruhe über ihren Arbeitsalltag zu reflektieren. Sie können dazu gerne eine E-Mail an ggr@uni-bielefeld.de senden.


Themen der Fach- und Praxisaustausch- Formate 

Die Themen und Inhalte der Fach- und Praxisaustausche sind das Ergebnis von vielen Gesprächen und Interviews mit Mitarbeitenden in Gesundheitsämtern und diversen sozialen Trägern. Sie spiegeln das wider, was uns im Vorfeld als relevant und dringend beschrieben wurde. 

Drei der Termine finden während der bundesweiten Wochen gegen Rassismus statt (11. bis 24. März 2024).

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FPA 2 Sprache, Sprachmittlung und kultursensibler Umgang (online)

Mo.,11.03.24, 14:00 bis 16:30: 

Sprache ist nicht nur ein neutrales Mittel zum Austausch von Informationen, sondern immer auch Spiegel der Menschen, die sie benutzen. So kann ein unsensibler oder unreflektierter Sprachumgang mit Menschen aus rassifizierten Communitys diese unbeabsichtigt verletzen oder ein Gefühl von Minderwertigkeit verstärken. Weiterbildungsangebote und Wissen über diskriminierungssensible Kommunikation im Gesundheitsamt stehen allerdings erst am Anfang.

(Sprach-)kenntnisse von medizinischen und psychosozialen Grundkonzepten können auch vom Bildungsstand und sozialen Anbindung der Klient*innen abhängen. Und auch Beschreibungen von z.B. Schmerz- oder Depressionssymptomen können kulturell variieren und erfordern ein kulturspezifisches Medizinwissen, was oft nicht Teil der regulären Fachausbildung ist. Auch Fortbildungsformate in diesem Gebiet bleiben die Ausnahme. In der Praxis eignen sich Mitarbeitende im Laufe der Zeit oft selber viel neues Wissen an oder finden kreative Lösungen, Kommunikationslücken zu schließen. 

Aber auch ein begrenztes Angebot an Sprachmittlungsangeboten in Gesundheitsämtern führt in der Praxis oft zu längeren Wartezeiten für Klient*innen, zeitaufwändigeren und mehrfachen Konsultationen, Missverständnissen und damit verbunden auch Frust oder Unverständnis. So wird berichtet, dass wichtige Informationen nicht richtig verstanden und weitergegeben werden. Ausführliche Diagnostik oder Weiterbehandlung werden unter Umständen erschwert oder finden erst gar nicht statt.

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FPA 4 Mehrfachdiskriminierung im Feld sexueller und reproduktiver Gesundheit (online)

Di., 12.03.24 11:00 bis 13:30 

Das Gesundheitsamt ist eine zentrale Anlaufstelle für Menschen aller Geschlechter, wenn es um Fragen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit geht. Dabei sind die Bedürfnisse und Erfahrungen unterschiedlichster Individuen von großer Relevanz. Neben den offensichtlichen Identitätsmerkmalen spielen auch nicht unbedingt sichtbare Faktoren eine entscheidende Rolle, die zu Intersektionalität und Mehrfachdiskriminierung führen können. 

Intersektionalität beschreibt dabei, wie verschiedene Formen der Diskriminierung miteinander verwoben sind. Menschen können aufgrund einer Vielzahl von Faktoren wie Geschlecht, sexueller Orientierung oder sozioökonomischem Status diskriminiert werden.

Klient*innen, die das Gesundheitsamt aufsuchen, umfassen beispielsweise (werdende) Mütter, Sexarbeiterinnen oder Personen, die von FGM (female genital mutilation) betroffen sind oder eine Ansteckung mit AIDS/HIV befürchten. Doch neben diesen sichtbaren Merkmalen können auch Faktoren wie die Anzahl der Kinder, Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen, verschiedene Sexpraktiken oder eine Vielfalt an Geschlechtsidentitäten die Erfahrungen und die Diskriminierung verstärken.

Um ein umfassendes Verständnis für die Herausforderungen und Bedürfnisse in diesem Bereich zu entwickeln, ist es wichtig, die Vielfalt der Identitäten und Lebensrealitäten zu berücksichtigen, um dazu beizutragen, dass die Gesundheitsversorgung für alle Menschen gerecht und diskriminierungsfrei gestaltet wird.

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FPA 3 Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Wege aus der Angst, Frust und Ohnmacht im aktuellen politischen Klima (online): 

Mi., 13.03.24 12:30 bis 15:00: 

Das politische Klima in Deutschland ist in Zeiten andauernder Krisen und Kriege gereizt, wie vielleicht noch nie zuvor. Radikalisierende politische Lager versprechen Lösungen. Diese führen angesichts beängstigender Wahlprognosen aber eher zu mehr gesellschaftlicher Spaltung und bedrohen somit den gesellschaftlichen Zusammenhalt. 

Auf Ebene der Gesundheitsämter ist längst klar, dass Migration und Flucht nicht wegzuwünschen sind und ein sofortiges Handeln erforderlich sind - gerade auch weil die Bedarfe geflüchteter Menschen doch oft nur komplexer werden, je länger sie ignoriert werden. Zuletzt hat die Entscheidung, die Wartezeit auf Sozial- und Gesundheitsleistungen für Asylsuchende auf drei Jahre zu verdoppeln, für Unverständnis und Sorge gesorgt. Gerade Mitarbeitende, die direkt mit Asylsuchenden im Kontakt sind, wissen, dass die Grundversorgung nach AsylbLG bei weitem nicht ausreichend ist, um eine ausreichende Versorgung und Gesundheitsschutz zu gewährleisten. 

Im Gesundheitsamt sind Mitarbeitenden oft die Hände gebunden, Menschen aus rassifizierten Communitys so zu helfen, wie sie es eigentlich gerade brauchen. Starre Strukturen, unklare Verantwortungsbereiche, mangelnde Ressourcen oder zu wenig Unterstützung „von oben“  werden als Gründe angeführt, warum eine angemessene Versorgung von geflüchteten Menschen unnötig verzögert, schwer nachvollziehbar, bürokratisch oder zuweilen unmöglich ist. 

Mitarbeitende, die sich stark gegen Diskriminierung und Rassismus machen, berichten vereinzelt von Begegnungen, die sie motiviert haben, dran zu bleiben. Gleichzeitig kann es unglaublich frustrierend sein, immer wieder auf die gleichen Probleme zu stoßen und keine wirklich gute Lösung in Sicht zu haben.  Zuspruch und Unterstützung gibt es vielleicht von einzelnen Kolleg*innen, vereinzelt von der engagierten Amtsleitung oder auch aus dem privaten Umfeld. Wirklich strukturelle Veränderungen sind angesichts der politischen Lage aber trotzdem nur schwer denkbar. Bedenken diesbezüglich werden auf Amtsebene zwar zum Teil ernst genommen, doch mangelt es an konkreter Verantwortungsübernahme und konkreten Schritten zur Ressourcenumverteilung. Mitarbeitende fühlen sich deswegen alleine gelassen. Angst, Frust und Ohnmacht können die Folgen sein. So steht langfristig nicht nur die Gesundheit der Klient*innen auf dem Spiel, sondern auch die der Mitarbeitenden. 

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Hintergrund

Das Austauschformat steht allen Mitarbeitenden der Gesundheitsämter in sämtlichen Funktions- und Arbeitsbereichen im gesamten Bundesgebiet offen, die in direkter oder indirekter Weise mit den Themen Rassismus oder Diskriminierung in Berührung kommen und Interesse an einem Dialog haben. 

Hinter dem Projekt und der später folgenden Studie steht ein Forschungsteam der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften.

Finanziert ist das Projekt vom Bundesministerium für Inneres und Heimat im Rahmen der FGZ/InRa-Verbundstudie. Mehr hierzu: https://www.fgz-risc.de/forschung/inra-studie

n.b.:  Wir benutzen den Begriff „Menschen aus rassifizierten Communitys“, weil wir darauf hinweisen wollen, dass „Rasse“ (genauso wie z. B. „Ethnie“ oder „Kultur“) eine sozial konstruierte Zuschreibung ist und keiner biologischen oder sozialen Wahrheit entspricht. Es gibt also keine „Rassen“, sehr wohl gibt es aber Rassismus. Anders als die Begriffe  „Migrant*innen" oder  „Geflüchtete" trifft der Begriff „Menschen aus rassifizierten Communitys“ auf eine größere Gruppe zu, z.B. auch Menschen, deren Familie nicht zugewandert ist. 

Ich bin mir darüber im Klaren, dass die Teilnahme an dem Fach- und Praxisaustausch mit dem Forschungsprojekt "Gesundheitsämter gegen Rassismus" verbunden ist.  *
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