(english below)
DEUTSCH
Sehr geehrte*r ...
als Student*in/Mitarbeiter*in möchte ich mich an Sie wenden, weil mich das Gesetzesvorhaben zur Wiedereinführung des Hochschulordnungsrechts sehr beunruhigt. Meiner Meinung nach ist das eine Instrumentalisierung der Empörung um akademische Freiheit einzuschränken. Ich glaube, dass diese Änderung keineswegs zur Sicherheit jüdischer Studenten beiträgt, sondern eine direkte Bedrohung für die akademische Freiheit darstellt und dazu beiträgt, abweichende Stimmen zu marginalisieren. Als Teil unserer Universitätsgemeinschaft tragen auch Sie Verantwortung für den Schutz der akademischen Freiheit und das Wohlergehen aller Mitglieder.
Ich stimme den in der Petition “Hände weg vom Hochschulgesetz: Politisch motivierte Exmatrikulationen in Berlin stoppen!" geäußerten Bedenken zu, und befürchte stärkere Angriffe auf marginalisierte Gruppen, eine Bedrohung der akademischen Freiheit und die Missbrauchsanfälligkeit der geplanten Neuregelung. Mir ist bewusst, dass das erklärte Ziel des Gesetzes der Schutz von Gruppen ist, die in besonderer Schwere von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind. Diese Zielsetzung begrüße ich sehr. Ich habe aber große Zweifel an der Zweckmäßigkeit des Gesetzes. Denn um Studierende vom Campus fernzuhalten, gibt es ja bereits das Hausrecht, und wozu wir speziell für Studierende ein schärferes Schwert als das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht brauchen, erschließt sich mir nicht. Wenn Studierende wirklich geschützt werden sollen, müssen Hochschulen ihrem Bildungsauftrag nachkommen und Diskursräume schaffen und kontroverse Debatten befördern.
Der Berliner Senat hat sich für die Änderung des Hochschulgesetzes entschieden, nach der Zwangsexmatrikulation als disziplinarische Maßnahme an Universitäten verwendet werden kann. Dies bedroht nicht nur das Recht von Menschen, in Deutschland zu bleiben, da Visa an den Studentenstatus geknüpft sein können, sondern schafft auch einen beunruhigenden Präzedenzfall für die Unterdrückung studentischer politischer Organisationen und die Einschränkung der akademischen Freiheit. Sie setzen dies schnell während der Semesterpause durch und lassen nur wenig Möglichkeit für Widerstand. Wir brauchen eine breite Allianz von Studierenden, Proffesor*innen, Dozierenden, Akademiker*innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen um dem Rechtsruck in Deutschland entgegenzutreten: WIR DÜRFEN DAS NICHT ZULASSEN!
Daher bitte ich Sie, diese Bedenken öffentlich anzusprechen und wenn möglich die Presse zu kontaktieren, um Studierenden im Kampf bei der Ablehnung der Wiedereinführung des Exmatrikulationsgesetzes zu unterstützen.
Vielen Dank, dass Sie diese Sorgen ernst nehmen.
Mit freundlichen Grüßen...
ENGLISH
Dear ...,
As a student/employee, I am reaching out to express my concerns regarding the proposed reinstatement of expulsion as a disciplinary measure in the Berlin Higher Education Act. In my opinion, this constitutes an exploitation of outrage to curtail academic freedom. I believe this amendment not only fails to contribute to the safety of Jewish students but also poses a direct threat to academic freedom and serves to marginalize dissenting voices.
As part of our university community, you also bear responsibility for safeguarding academic freedom and the well being of all memebers.I share the concerns expressed in the petition
Hands off the Higher Education Act: Stop politically motivated expulsions in Berlin! and fear stronger attacks on marginalized groups, a threat to academic freedom, and the susceptibility to abuse inherent in the proposed regulation. While I appreciate the stated goal of the law being to protect groups disproportionately affected by discrimination and violence, I have significant doubts about its efficacy. After all, there already exists the right to exclude individuals from campus premises, and I fail to see why we need a sharper sword than criminal and regulatory law specifically for students. If students are truly to be protected, universities must fulfill their educational mission by creating spaces for discourse and fostering controversial debates.
The
Berlin Senat decided to change to the Higher Education Act, that still has to pass the Abgeordnetenhaus, where “political expulsion” can be used as a disciplinary measure in universities. This not only threatens people’s right to stay in Germany, as visas can be tied to student status, but sets a frightening precedent of shutting down student political organizing and restricting academic freedom. They are quickly pushing this in during semester break, and leaving little possibility of organized opposition. We need a wide alliance of students and non-students to oppose the right-wing turn in Germany: WE CANNOT LET THIS PASS! Therefore, I urge you to publicly raise these concerns and contact the press to help us oppose the reinstatement of the expulsion law.
Thank you in advance for taking these concerns seriously.
Best regards,
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