Checkliste zum Beobachten von Sprachauffälligkeiten online - Die "BeSo-Liste 1.0"
Auffälligkeiten im Gebrauch der Sprache, der Anwendung der Grammatik, des Sprechens, der Stimme, der Redegestaltung oder der Kommunikationsfähigkeit können ein Hinweis auf spezifische Störungen im Spracherwerb sein. Lagen diese bereits im Kindergartenalter vor, können sie auch noch nach Eintritt in die Primarstufe die sprachliche Handlungsfähigkeit einschränken und das Sprachverstehen (z.B. bei mündlichen und schriftlichen Arbeitsaufträgen), bei der mündlichen Leistungserbringung (z.B. beim Vorlesen oder bei Referaten) oder im Schriftspracherwerb beeinträchtigen.

Solche Sprachstörungen stehen selten im Zusammenhang mit der kognitiv-intellektuellen Leistungsfähigkeit, können aber länger andauernd die schulische Lernmotivation und emotionale Entwicklung negativ beeinflussen. Sie sind auch kein Resultat einer Mehrsprachigkeit. Vielmehr treten solche spezifischen Sprachauffälligkeiten auch in den anderen Erstsprachen auf. Als kurzen Einstieg empfehlen wir Ihnen dieses Tutorial: https://youtu.be/OKBZpQdGTmw

Die folgende Checkliste hilft Ihnen, sich einen ersten systematischen Überblick mit linguistischen Kriterien zu verschaffen. Sie ersetzt jedoch keine klinische Diagnostik. Wenden Sie sich für eine solche Diagnose mit den Eltern an logopädische Fachkräfte.

Die ausgefüllte Checkliste können Sie am Ende ausdrucken, indem Sie in Ihrem Browser diese Webseite auf "Drucken" klicken (STRG+P), ohne Ihre Eingaben abzusenden. Wenn Sie sie zusenden möchten, werden Ihre Angaben geschützt entsprechend der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) behandelt. Achten Sie dann darauf, keine Klarnamen, sondern nur für Sie bekannte Codenamen zu verwenden.

Für weiteres Hintergrundwissen steht Lehrkräften ein umfangreiches Kompedium zum Thema zur Verfügung:

Schöler, H., Welling, A., Borchert, J., & Goetze, H. (Eds.). (2007). Sonderpädagogik der Sprache (Vol. 1). Hogrefe Verlag.

Für eine schnelle Einführung finden Sie einen Überblick auch hier:

Mußmann, J. (2020). Inklusive Sprachförderung in Grundschulen. Reinhardt. 2. Auflage.

Sie wollen mehr über Sprachstörungen wissen, wie Sie als Lehrkraft im Unterricht darauf reagieren können und was Sie in Elterngesprächen dazu wissen sollten? Wenden Sie sich gerne an die Forschungsstelle Sonderpädagogik, Sprache und Inklusion (fossi) der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich (PH OÖ): https://ph-ooe.at/ph-ooe/forschung/fossi

In der Checkliste finden Sie weiterführende Links zu linguistischen Grundlagenwissen unseres Kooperationspartners, dem YouTube-Kanals "Linguistik einfach einfach".

Ihr Team der fossi

(C) 2022 Praxis Sprache inklusiv (www.praxis-sprache-inklusiv.eu) und Forschungsstelle Sonderpädagogik, Sprache und Inklusion (fossi), Pädagogische Hochschule Oberösterreich

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Zitationsvorgabe
Mußmann, Jörg (2022). Checkliste zum Beobachten von Sprachauffälligkeiten online - Die "BeSo-Liste 1.0". Praxis Sprache inklusiv 1/22 [URL:  www.praxis-sprache-inklusiv.eu (Datum Zugriff)]. 
Anonymisierte Angabe des Kindes (z.B. Code) / Datum
AUSSPRACHE I: Die Aussprache ist schwer verständlich. *
Mehr zum Vorgang der Artikulation (Phonetik) erfahren Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=Y9WtIBZKHio
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gar nicht
sehr oft
AUSSPRACHE II: Laute werden falsch gebildet (z.B. "k") oder ersetzt (z.B. "d" statt "k"). *
Bei Aussprachestörungen können einzelne Laute falsch gebildet werden (z.B. "s"), durch andere ausgetauscht (z.B. "Tanne" statt "Kanne" oder ganz ausgelassen werden (z.B. "Nane" statt "Banane").
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keine
viele
AUSSPRACHE III: Laute können vom Kind nicht unterschieden werden (hört z.B. "Kanne" statt "Tanne"). *
Wenn Laute falsch produziert werden, kann es auch zu Problemen in der auditiven Wahrnehmung bedeutungsunterscheidender Laute kommt, so dass z.B. "Maus" statt "Haus" gehört wird. Dies sind phonologische Probleme. Mehr zur Phonologie erfahren Sie hier: https://youtu.be/EH9gAIeLW-Y
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keine
viele
WORTSCHATZ I: Handlungen oder Objekte werden nicht genau oder unmittelbar benannt (z.B. "machen" statt "basteln"). *
Bei Problemen im Erwerb des Wortschatzes (Lexikon) und des Wortbedeutungswissens (Semantik) kann es zu Ersetzung von bedeutungsähnlichen Wörtern (z.B. "Löwe" statt "Tiger"), klangähnlichen Wörtern (z.B. "Wanne" statt "Kanne"), Füllwörtern (z.B. "äh", "eh' klar") oder Allzweckwörtern (z.B. "Dingsda") kommen. Auch Kompensationsstrategien ("Habe ich gerade vergessen") oder ablenkende Metakommentare ("Wie heißt das doch gleich?") sind möglich. Hier erfahren Sie mehr über die Begriffe Semantik: https://youtu.be/-OuLwlNJwWQ und Lexikon: https://youtu.be/d29DCSmFsFY
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nie
sehr oft
WORTSCHATZ II: Bei unbekannten und neuen Wörtern fragt das Kind nach. *
Das Kind zeigt semantische und meta-sprachliche Fähigkeit, denkt also bewusst über das Gehörte nach, wenn es unbekannte Wörter hört und versucht aktiv Bedeutungszusammenhänge herzustellen.
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oft
nie
WORTSCHATZ III: Neue Begriffe werden erinnert. *
Das Kind zeigt semantische und meta-sprachliche Fähigkeit, denkt also bewusst über das Gehörte nach, wenn es Bedeutungszusammenhänge und Bedeutungen erinnern kann.
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nie
sehr oft
GRAMMATIK I: Einige Hauptsätze mit richtiger Verbstellung und Verbform (Konjugation) werden falsch oder nicht gebildet. *
Probleme bei der Verbstellung und der Bildung der richtigen Verbformen (Verben häufig in der Endstellung und in der Infinitivform), der Bildung von Nebensätzen (mit Konjuktionen und Verbendstellung) sowie des Kasus (häufig Nominativ), Plural und Partizipformen (z.B. ge-bastelt) sind zentrale Merkmale bei Sprachentwicklungsstörungen (SES). Eine kurze linguistische Einführung in die Theorie des Satzbaus (Syntax) erhalten Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=l4wAdNyjDok&t=2s
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
GRAMMATIK II: Grammatische Fälle (Kasus, z.B. Akkusativ), Mehrzahl (Plural) oder Partizipien (z.B. GE-malt) werden falsch gebildet. *
Einige Aspekte zu den linguistischen Grundlagen der Bildung der Wortformen im Satz erfahren Sie hier: https://youtu.be/Wk0HTSDClbA
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
GRAMMATIK III: Nebensätze werden nicht oder falsch gebildet. *
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
REDE- und GESPRÄCHSFÄHIGKEIT I: Im Gespräch werden wenig oder keine Fragen, Nachfragen, Bitten oder wenn erforderlich Begrüßungen oder Entschuldigungen geäußert. *
Gespräche führen zu können, die so genannte pragmatische Fähigkeit, umfasst z.B. das Beginnen und Beenden von Gesprächen, das Gestalten des Gesprächsthemas, aber auch das Verleihen von Satzbedeutungen durch Sprechmelodie und Gestalten des Sprecherwechsels (turn-taking). Diese Fähigkeit kann isoliert oder auch durch eingeschränkte Wortschatz- und grammatische Fähigkeiten eingeschränkt sein. Einige linguistische Aspekte zur Gesprächsführung (Pragmatik) erfahren Sie hier: https://youtu.be/xHXzXKSYXFY
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
REDE- und GESPRÄCHSFÄHIGKEIT II: Die Rede ist nicht flüssig, es gibt Lautwiederholungen und Blockierungen.   *
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
REDE- und GESPRÄCHSFÄHIGKEIT III: Die Stimme klingt langandauernd auffällig (z.B. rau oder heiser). *
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
REDE- und GESPRÄCHSFÄHIGKEIT IV: Gibt es Situationen, in denen das Kind zu Personen überhaupt nicht spricht, obwohl es erwartet wird? *
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kommt nie vor
kommt sehr oft vor
AUSWERTUNG
Je niedriger die Punktzahl, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine ernstzunehmende Sprachauffälligkeiten hinter Ihren Beobachtungen steht.

Kommen Sie in den Bereichen Aussprache, Wortschatz und Grammatik auf mehr als 9 Punkte oder im Bereich Redefähigkeit auf mehr als 4 Punkte, sollten Sie nach Rücksprache mit den Eltern eine Beratung mit Sprachexperten oder Sprachexpertinnen (z.B. sonderpädagogische oder inklusionspädagogische Lehrkräfte oder Logopädinnen oder Logopäden) nutzen und das Kind genauer beobachten lassen.

Bei insgesamt mehr als 13 Punkten in allen Bereichen sollten Sie mit den Eltern über Ihre Beobachtungen und über eine weiterführende, spezifische Sprachdiagostik durch Logopädinnen oder Logopäden sprechen,

Fragen? Anmerkungen? Kommentare?
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